Archiv der Kategorie: Events

Forum Jüdische Geschichte 2026

Call for Papers

Bewerbungsschluss: 19. Oktober 2025 

Die 26. Tagung des Forums widmet sich der Reorganisation frühneuzeitlicher jüdischer Gemeinschaften nach der schweren Krise infolge der Vertreibungen des Spätmittelalters. Betrachtet werden sollen Phänomene der Selbstorganisation, Interessensvertretung und Kommunikation nach außen, wie sie sich in der Frühen Neuzeit im breiten Spektrum jüdischer Siedlungsorte – Großgemeinden, Kleinstädte, Vorstädte, Dörfer, Residenz- und Handelsstädte –  entwickelten.

In den vergangenen Jahren rückte zunehmend das Verhältnis zwischen Einzelpersonen und gemeinschaftlichen Organisationen ins Interesse der Frühneuzeitforschung zur jüdischen Geschichte. In Folge des performative turn stehen Fragestellungen im Mittelpunkt, die sich mit Akteur:innen, Praktiken und Räumen beschäftigen – so auch hier.

Nachdem die großen mittelalterlichen Zentren nicht mehr existierten, mussten die geographisch weit verstreuten jüdischen Familien und Gruppen in der frühen Neuzeit neue Wege finden, um ihren sozialen und religiösen Bedürfnissen nachkommen zu können. So entstanden in und zwischen ihren Gemeinschaften vielfältige Verbindungen, Organisations- und Kommunikationsformen. In der Forschung wurden bisher vor allem die überregionalen Landesjudenschaften, die bedeutenden Fürsprecher (schtadlanim) wie Josel von Rosheim und die sogenannten Rabbinerversammlungen auf Reichsebene (bis 1603) betrachtet. Die Tagung möchte den Blick erweitern und die Vielfalt der (entstehenden) Formen von lokalen und regionalen Gemeinschaften und Gemeinden, der (Selbst-)Organisation und Verwaltung sowie der Kommunikationsformen in die nichtjüdische Mehrheitsgesellschaft aufzeigen.

In Vorträgen von 20–25 Minuten könnten Themen aus den folgenden drei Fragenkomplexen angesprochen werden:

(1) Gemeinschaft und Gemeinde: Eines der wichtigsten Fundamente der jüdischen Religion ist die Gemeinschaft der Betenden. Wie konnte diese sich unter den gegebenen Siedlungsbedingungen formieren? Wer sorgte in welcher Weise für die Voraussetzungen zur Erfüllung religiöser Gebote, beispielsweise durch das Bereitstellen einer Torarolle? Welche Absprachen wurden unter sehr kleinen Gemeinschaften getroffen, um einen Gottesdienst im minjan von mindestens zehn religionsmündigen Männern zu ermöglichen? Wie wurde die Unterstützung von Bedürftigen organisiert? Welche Entwicklungsschritte wurden durchlaufen, um eine gemeinsame religiöse Infrastruktur in Gestalt von Friedhöfen, Mikwaot oder Gebetsräumen auszubilden? Wie konstituierten sich überlokale Verbände für den gemeinsamen Unterhalt eines Friedhofs sowie lokale Gemeinschaften wie die Beerdigungsbruderschaften innerhalb einer Gemeinde? Wann wurde aus Gemeinschaft Gemeinde? Welche Formen fanden die wenigen alten Großgemeinden, um auf neue Herausforderungen zu reagieren?

(2) Regionale Organisationen: Sie verbanden, beispielsweise in Form einer Landesjudenschaft, geographisch zerstreut liegende jüdische Siedlungsorte in einer übergreifenden Form der Gemeinschaft. Diese formierte sich – nicht zuletzt auf Druck von landesherrlichen Verwaltungen – oftmals entlang politischer Grenzen. Welche Bedingungen und Anforderungen führten zur Formierung dieser Organisationen? Welche Arten von Einheiten fanden darin zusammen, Individuen oder Gemeinden? Wie gelang der Austausch zwischen den Teileinheiten? Wie wirkten sich Mobilität und Migration auf regionale Organisationsformen aus? Wie wurden Ämter und Funktionen innerhalb derselben verteilt? Eine weitere Form regionaler und überregionaler Verbindung waren Familiennetzwerke: Wie spielten Familiennetzwerke und regionale Organisationsformen zusammen? Welche Bedeutung kam Frauen in Familiennetzwerken zu, beispielsweise bei informellen Absprachen und Interessensausgleich?

(3) Außenkommunikation: Jüdische Gemeinschaften und Gemeinden waren Teil der Gesellschaft insgesamt und auf den Austausch mit der nichtjüdischen Umwelt angewiesen. Wie wurden Vertretung, Kommunikation und Repräsentation nach außen, v.a. gegenüber nichtjüdischen Obrigkeiten und Institutionen, umgesetzt? Welche Formen nahmen sie an? Wer übernahm Vertreter- und Fürsprecherfunktionen? Wurden bei multiplen Herrschaftsverhältnissen dieselben oder verschiedene Vertreter beauftragt? Wie wurde jüdische agency sichtbar gemacht?

Das seit dem Jahr 2000 bestehende interdisziplinäre Forum Jüdische Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit dient dem Austausch von Historiker:innen, Judaist:innen und allen, die sich wissenschaftlich mit Aspekten jüdischer Geschichte und Kultur vom späten Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert beschäftigen.

Die 26. Arbeitstagung findet vom 6. bis 8. Februar 2026 in Kooperation mit dem Fachbereich Geschichte der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart im Tagungszentrum Hohenheim statt. Sie wird finanziell durch das Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte gefördert.

Wir laden zum Thema Forschende herzlich ein, sich mit Beiträgen von maximal 20–25 min. an der Tagung des Forums zu beteiligen. Dies können auch Werkstattberichte aus laufenden Projekten oder Promotionsprojekten sein. Wie bei Arbeitskreisen üblich, sorgen die Teilnehmenden, auch die Referent:innen, selbst für die Finanzierung ihrer Kosten. Für interessierte Studierende ist in Einzelfällen ein Zuschuss möglich.

Bitte senden Sie Ihr Abstract im Umfang von etwa 500 Worten und eine Kurzbiografie von etwa 100 Worten bis zum 19.10.2025 an Dr. Rotraud Ries (ries@forum-juedische-geschichte.de).

Konzeption und Vorbereitung: Lisa Astrid Bestle (Mainz), Rahel Blum (Frankfurt a. M.), Dr. Christoph Cluse (Trier), David Lüllemann (Heidelberg), Prof. Dr. Lucia Raspe (Essen), Dr. Rotraud Ries (Herford)

Ehrendoktorwürde für Israel Yuval

Die Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg (HfJS Heidelberg) verlieh im Rahmen einer Festveranstaltung am 5. November ab 19 Uhr die Ehrendoktorwürde an einen der
bedeutendsten Historiker der Jüdischen Geschichte – Prof. Dr. Israel Yuval.

Israel Yuval (Mitte) mit seiner Frau Esther und dem Rektor der HfjS, Andreas Brämer
Israel Yuval (Mitte) mit seiner Frau Esther und dem Rektor der HfjS, Andreas Brämer

CC

Eduard-Duckesz-Preis 2024

Ehrung für herausragende Arbeiten zur judenspanischen Sprache und Literatur

Der alle zwei Jahre von dem Premio Eduard Duckesz (Hamburg) und der Moses Mendelssohn Akademie (Halberstadt) verliehene und mit 3.000 Euro dotierte Rabbiner Eduard Duckesz Preis geht 2024 an die jungen Hispanistinnen Dr. Doğa Filiz Subaşı (Ankara)  und Dr. Marta Katarzyna Kacprzak (Warschau). Sie erhalten  den Preis für ihre herausragende Arbeiten zur judenspanischen Sprache und Literatur. Der Preis wurde ihnen anlässlich der XIII. Internationalen Sefardischen Sommeruniversität im August 2024 in Halberstadt überreicht.

Michael Halevy

Jewish Cemeteries in Premodern Europe

Internationale Tagung in Essen, 8.–11. September 2024

Im vergangenen Jahr hat das Langzeitvorhaben „Steinerne Zeugen digital. Deutsch-jüdische Sepulkralkultur zwischen Mittelalter und Moderne – Raum, Form, Inschrift“ die Arbeit aufgenommen. Es wird vom Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität Duisburg-Essen sowie der Professur für Judaistik und dem Kompetenzzentrum Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien der Universität Bamberg gemeinsam durchgeführt und im Forschungsprogramm der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften gefördert.

Mit der internationalen Auftakttagung „Jewish Cemeteries in Premodern Europe: Interdisciplinary Perspectives“ möchten wir unsere Arbeit aus unterschiedlichen Richtungen – epigraphisch, historisch, digital – kontextualisieren. Sie findet vom 9. bis 11. September an der Universität Duisburg-Essen (Campus Essen) statt und beginnt am 8. September mit einem öffentlichen Abendvortrag von Carsten Wilke in der Alten Synagoge Essen. Das Tagungsprogramm finden Sie an dieser Stelle.

Anmeldungen für die Teilnahme werden bis zum 25. August 2024 erbeten unter kramp-seidel@steinheim-institut.org.

Die GEGJ e. V. auf dem Historikertag

Sektion und MV am 20. September

Auf dem 54. Deutschen Historikertag in Leipzig veranstaltet die Gesellschaft zur Erforschung der Geschichte der Juden e. V. eine epochenübergreifende Sektion zum Thema “Jüdisches Kulturerbe hinterfragen“. Die Sektion wurde organisiert von Eva Haverkamp-Rott und moderiert von Andreas Brämer. Sie findet am Mittwoch um 13 Uhr in HS 7 statt.

Weiterlesen

Connecting Individuals and Communities

G.I.F. Young Scientists Meeting 2023
mit Unterstützung der GEGJ e.V.

Vom 29. Mai bis 1. Juni 2023 fand in Speyer sowie im Elsass (Bouxwiller, Ettendorf, Strasbourg) ein Workshop für Doktorand:innen und PostDocs statt. Das “Young Scientists Meeting” wurde von der German Israeli Foundation for Scientific Research and Development ausgerichtet. Die GEGJ war an der Organisation und Finanzierung beteiligt.

GIF Young Scientists Meeting 2023 in Speyer
Weiterlesen